Es ist genug für alle da

In der großen Politik, am heimischen Frühstücktisch oder beim Veggie Day in der Kantine, die Frage der weltweiten Ernährungssicherheit polarisiert. Brauchen wir noch mehr Technik und Chemie um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren? Oder im Gegenteil Kleinbauern mit einfachsten Mitteln? Oder liegt das Heil in einer revolutionären Zukunftstechnologie, in vertikalen Gärten, Aquakulturen, Algen oder Würmern?

Es erstaunt, wieviel Unwissenheit, Halbwissen und Ignoranz in diesen Debatten immer wieder auftaucht. Oder ist es gar das Ergebnis einer wohlgesteuerten Falschinformation der Agroindustrie und der multinationalen Nahrungsmittelkonzerne? Statt der immer gleichen Häppcheninformation in unseren Medien braucht es eine fundierte und umfassende Hintegrundinformation, mit der man und frau sich ein eigenes Bild machen können. Und genau diese Information liefert Dr. Felix zu Löwenstein in seinem Buch ” Es ist genug da. Für alle. Wenn wir den Hunger bekämpfen, und nicht die Natur.” Das Lesen dieser 145 Seiten ist nicht vergnügungssteuerpflichtig, aber es ist nötig und unbedingt empfehlenswert.

Deshalb stellen wir das Buch hier vor. Und auch weil Felix zu Löwenstein einer der Botschafter unserer Stiftung ist. Und weil er das, was er schreibt auf dem heimischen Bio-Hof seit vielen Jahren lebt. Es braucht Menschen wie ihn, die sich unbeirrt von aktuellen Moden und Trends dafür einsetzen, dass wir respektvoll und generationenübergreifend mit den endlichen Ressourcen auf unserem Planeten umgehen. Einige davon haben sich in unserer Stiftung Lebensraum zusammen gefunden. Wenn auch Sie zu dieser Spezies gehören, seien Sie uns herzlich willkommen, als Stifter, als Spender, als Partner.

 

 

“Es ist genug da. Für alle.”
Felix zu Löwenstein
Verlag Droemer-Knaur 2015
ISBN 978-3-426-78740-3
144 Seiten zum Preis von 12,99 €

Worum geht es in diesem Buch?

  • Der Autor hinterfragt zunächst einige der gängigen Mythen, etwa dass die aktuell produzierte Menge an Lebensmitteln nicht für alle Menschen ausreicht und wir deshalb den Ertrag steigern müssten.
  • Nicht Produktivität ist der Schlüssel zur globalen Ernährungssicherheit, sondern Effizienz.
  • Die industrielle Landwirtschaft funktioniert schon heute nicht mehr und wird es in Zukunft immer weniger. Bei den Kosten an der Ladentheke werden alle Gemeinkosten ausgeblendet. Bodenerosion, Wasserverschmutzung,Verelendung der Bauern, Verlust an Artenvielfalt und massive gesundheitliche Folgeschäden.
  • Neben der globalen Betrachtung, untermauert mit validen Studiendaten erklärt er die aktuellen Probleme und die Lösungen anhand von konkreten Beispielen.
  • Es gibt eine ökologische Alternative, mit der sich alle Menschen auf diesem Planeten ausreichend, gut  und erschwinglich ernähren können: Ökologische Intensivierung.

Wissenswertes aus dem Buch:

  • Ein Fünftel der deutschen Ackerbaufläche wird für “nachwachsende Rohstoffe” genutzt, also vor allem Raps und Mais als Treibstoff für unsere Autos. Monokulturen, hoch gedüngt und gespritzt. Um die gleiche Menge an Strom zu erzeugen braucht eine Solatanlage 14 Hektar, ein Rapsfeld 360 Hektar und eine Maisfeld 450 Haktar. Da bleibt von nachhaltig nichts mehr übrig.
  • Jedes Jahr verliert die Menschheit Ackerflächen von etwa zehn Millionen Hektar durch Erosion und Degradation durch falsche, industrielle Bewirtschaftung. Das ist fast so viel wie unsere gesamte Ackerfläche in Deutschland.
  • 200% erzeugen , um 100% zu essen. Die Hälfte unserer Lebensmittel wird nicht gegessen, sondern weggeworfen. Direkt auf dem Feld, weil nicht “schön”, beim Transport, der Lagerung, im Regal wegen Mindesthaltbarkeit oder von uns Verbrauchern aus Achtlosigkeit. Wie wäre es, wenn wir mehr nutzen und essen statt immer mehr zu produzieren?
  • Die industrielle Landwirtschaft ist nicht effizient, auch wenn uns das viele glauben machen wollen. Der Aufwand um eine Ernährungs-Kalorie zu erzeugen ist deutlich höher als im ökologischen Landbau. “Billig” sind die Produkte nur dehalb, weil viele Kosten nicht berechnet werden. 2 Millionen Tonnen künstlicher Dünger (Stickstoff und Phosphat) werden pro ausgespült und landen in der Ostsee. In Lastewagen gefüllt ergäbe das eine Kette von Travemünde bis Sizilien. Die Folge, die Ostsee erstickt an Überdüngung.
  • Einfalt statt Vielfalt. 90 Prozent aller Legehennen weltweit sind Züchtungen von nur 2 Konzernen, die deutsche EW Group und Hendrix Genetics in Holland. Ebenso beim Rind, auch dort stellt eine einzige Rasse 90 % aller Milchkühe weltweit, das Holstein Rind. Man mag sich gar nicht ausdenken, was passiert, wenn sich ein Parasit auf eine solche Züchtung spezialisiert. Unser genetischer Pool, unsere Lebensversicherung für Klimawandel und andere Unwägbarkeiten geht so gegen Null.
  • Ökologische Intensivierung. Kein zurück zur “guten alten Zeit”, sondern ein ökologischer Anbau mit Forschung, moderner Technik und einer guten Vernetzung.