Die Landwirtschaft ist sowohl Verursacherin als auch Betroffene des Klimawandels und trägt erheblich zur Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen, wie CO2, Methan und Lachgas bei. Auf der anderen Seite kann die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten und zugleich klima-resilienter werden. Denn sie bewirtschaftet eines der größten CO2-Reservoirs unseres Planeten, nämlich den Boden.
Die Anreicherung von Kohlenstoff in Form von Humus gehört zu den wenigen Klimaschutzmaßnahmen, die nicht nur Emissionen vermeiden, sondern diese sogar rückgängig machen können (CO2-Sequestrierung). So geht das Umweltprogramm der UN davon aus, dass durch humusmehrende Bewirtschaftungsmethoden global jedes Jahr bis zu 4,8 Gt CO2 gespeichert werden können. Das ist mehr als die 5-fache Menge des Treibhausgases, die wir in Deutschland pro Jahr ausstoßen und etwas mehr als die Gesamtmenge der CO2-Emissionen in der EU von 4,3 Milliarden Tonnen.
Wie funktioniert das Klima-Humus-Projekt der Stiftung Lebensraum?
Wir möchten, dass Landwirtschaft, Gartenbau, Obst-, Beeren- und Weinbau, sowie weitere Bodennutzer*innen für den Humusaufbau auf ihren landwirtschaftlichen Flächen belohnt werden und damit gleichzeitig aktiv Klimaschutz betreiben. Im Rahmen eines fundierten, praxis-orientierten Weiterbildungsprogrammes erhalten interessierte Betriebe zunächst umfassende Erkenntnisse über Böden, Humusaufbau und betriebliche Kreislaufwirtschaft.
Fortan wird der Humusaufbau über ein Monitoring-System mit Flächenerfassung, Bodenanalysen und Beratung begleitet. Frühestens nach 3 Jahren wird der Humusaufbauerfolg auf diesen Flächen bilanziert. Für jede durch Humusaufbau zusätzlich sequestrierte Tonne CO2 erhalten die Bodennutzer*innen einen angemessenen Betrag aus-bezahlt, wenn er dafür Sorge trägt, dass der Humusgehalt auf dem erreichten Niveau verbleibt oder sogar weiter gesteigert wird.
Das Geld für die Ausbezahlung der Klima-Humus-Prämien kommt von Unternehmen, Kommunen und Bürger*innen einer Region, die Klima-Verantwortung übernehmen und ihre unvermeidbaren CO2-Emissionen freiwillig kompensieren möchten. Die Kompensatoren bezahlen einen etwas höheren Betrag pro Tonne CO2, wovon ca. 2/3 als Humus-aufbau-Prämien an die Bodennutzer*innen fließen und 1/3 für Monitoring, Betreuung und Weiterentwicklung des Projektes verwendet werden.
Es handelt sich bei unserem Klima-Humus-Projekt keinesfalls um einen »modernen«Ablasshandel, weil die Unternehmen, Kommunen und Bürgerinnen*innen freiwillig »Klima-Verantwortung«übernehmen und konsequent ausschließlich die unvermeidbaren CO2-Emissionen über das Projekt regional kompensieren können. Damit werden die Akteure motiviert, über den eigenen CO2-Footprint nachzudenken und Vermeidungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Für Unternehmen und Kommunen bietet unsere Stiftung in Zusammenarbeit mit regionalen Klimamanagern und Büros kompetente Beratung an.
Anders als im sogenannten Emissionshandel geht es hier nicht um eine »Luftbuchung«, sondern um eine einfache mathematische Gleichung. »Ich verursache unvermeidbare CO2-Emissionen und du bindest mein CO2 wieder im Boden. Und zwar direkt nebenan.«
Für die beteiligten Landwirte entsteht ein dreifacher Nutzen: Sie steigern ihr Einkommen über die Humus-Aufbauprämien, schützen das Klima und werten ihre Böden auf – gegen Wetterextreme und Bodenerosion sowie zur Verbesserung der Pflanzengesundheit und der Erträge.
Mehr über unser Projekt können Sie in unserer Broschüre erfahren.
Flyer Humus Initiative-2