“Der Preis lügt”, so lautet der Titel eines bekannten Buches. Das trifft auf viele Produkte zu, die heute unser Leben bestimmen. Ganz sicher auch auf unsere Lebensmittel. Die scheinbar ach so günstige Ware verursacht Kosten, die die Allgemeinheit zu tragen hat oder die einfach auf die Natur abgewälzt werden. Solange bis nichts mehr geht. Der Apfel, Sinnbild des Paradieses und der Deutschen liebstes Obst, steht exemplarisch für diese Misere. Denoch fällt es vielen Menschen schwer, die Zusammenhänge zu erkennen und ihre persönlichen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Und wer mag schon widersprechen, wenn der Europa-Chef der sogenannten Clubmarke “Pink Lady” sagt, dass die Menschen doch besser einen Apfel als Snack essen statt des Schokoriegels. Wäre da nicht das riesengroße “Ja, aber…..”
Deshalb gebührt der ZDF-Sendung “Der wahre Preis für den perfekten Apfel” Dank und Anerkennung. Die Autoren erzählen anschaulich, gut recherchiert und klar gegliedert, wie aus dem scheinbar ganz natürlichen Apfel Schritt für Schritt ein Markenprodukt gemacht werden soll. Perfekt designtes Aussehen, immer gleiches Format und ganzjährig verfügbar. Dafür zahlt man doch gerne etwas mehr. ZDF zoom wurde für die Sendung (zu Recht, möchte man sagen) mit dem Herbert Quandt Preis für Medien ausgzeichnet. Auch wenn aus der Sicht von Fachleuten wichtige “Mehrkosten” ausgeblendet werden, so etwa die Verarmung des Genpools, wenn weltweit nur noch ein Dutzend Apfelsorten angebaut werden. Oder die immer größere Abhängigkeit von Pestiziden und Düngemitteln und schließlich die Degradation des Bodens. Aber vielleicht braucht es auch nicht immer das ganz große Paket von Argumenten, wenn doch schon der (verblindete) Geschmackstest, die Allergieprävention und die Erhaltung der bäuerlichen Betriebe mehr als genug Argumente für Sortenvielfalt liefern.
Herbert Ritthaler ist einer der Gründer der Stiftung Lebensraum und hat uns auf den ZDF-Beitrag aufmerksam gemacht. Er ist Pomologe der alten Schule, ein Kenner und Freund der Obstvielfalt. In der familien-eigenen Baumschule in der Pfalz bietet er diese Vielfalt an und berät die Kunden individuell, welches Obst für den eigenen Garten und die persönlichen Wünsche am besten geeignet ist. Sein Credo: Alte Sorten, na klar. Und zusätzlich werden unsere natürlichen Züchtungen von heute die alten Sorten von morgen sein. Denn bei der Obstvielfalt gibt es keinen Stillstand.