Das neue Projekt Mikrofarming am Hengstbacherhof will inspirieren. Der biointensive Gemüseanbau auf kleinster Fläche, auch Mikrofarming genannt, verbindet das Beste aus zwei Welten: Boden und Biodiversität aufbauen und dabei gleichzeitig große Ernten und wirtschaftlichen Ertrag erzielen. Dafür werden eine ganze Reihe von Bewirtschaftungsprinzipien eingesetzt, begleitend erforscht und dokumentiert. Wichtige Elemente sind minimale Bodenbearbeitung zum Schutz der Bodengesundheit, Verzicht auf Pestizideinsatz, permanente Begrünung der Flächen auch im Winter sowie aktiver Humusaufbau. Dauerhumus wird u. a. über die Fermentation von Ernteresten oder mithilfe von Effektiven Mikroorganismen und biologisch aktivierter Pflanzenkohle. Mit diesem Projekt will die Stiftung einen Leuchtturm schaffen, ein Vorbild, das Andere in der Region zur Nachahmung befähigt.
Das Projekt ist ein erster Baustein des Kompetenzzentrums Regenerative Landwirtschaft. Hier soll getestet, geforscht und entwickelt werden, das generierte Wissen wird dann möglichst breit gestreut. Unsere Vision ist es, in der Region eine breite Basis an Akteuren zu ermutigen und zu befähigen, die regenerative Landbewirtschaftung Wirklichkeit werden zu lassen. Ökologie und Wirtschaftlichkeit sollen hierbei Hand in Hand gehen. Wir wollen Menschen ansprechen, die Boden bewirtschaften und bereit sind, sich auf einen neuen Weg für eine gesunde Zukunft zu begeben! Wir sprachen mit Dr. Dorothée Dreher, die Agrarwissenschaftlerin und 2. Vorsitzende der Stiftung Lebensraum hat das Projekt konzipiert und aufgebaut.
Welche Methoden des Mikrofarming haben Dich inspiriert?
Inspiration fand ich auf Youtube, dort gibt es immer mehr Videos von Mikrofarmern, die mit sehr wenig Mitteln hohe Produktivität erreichen. Insbesondere der kanadische Market
Gardener Jean-Martin Fortier hat mich mit der Beschreibung seiner Farm „La Grelinette“ begeistert. In den letzten Monaten habe ich eine Online-Weiterbildung bei ihm absolviert und freue mich, die Erfahrungen aus dem Kurs hier am Hengstbacherhof umsetzen zu können. Außerdem war der Market Garden „Weierhöfer Gartengemüse“ aus Bolanden eine Inspiration für mich: Orfeas Fischer und seine Partnerin Sara Knapp betreiben dort einen erfolgreichen Market Garden.
Ist Mikrofarming ein Zukunftsmodell?
Ja, in vieler Hinsicht! Fest steht, dass diese Methode einen Beitrag zur Erhöhung des Selbstversorgungsgrades mit frischen und hochwertigen Nahrungsmitteln bietet, und das ist dringend nötig. Derzeit kommen durchschnittlich nur etwa 35 % Gemüse und 22 % Obst aus dem eigenen Land. Alles andere wird importiert. Wir wollen als Graswurzel-Bewegung viele Menschen inspirieren, damit sie sich für diese nachhaltige Anbaumethode entscheiden.
Was wird angebaut? Wird dieses Jahr schon geerntet und was passiert mit dem Gemüse?
Wir bauen im ersten Jahr etwa 20 verschiedene Gemüsesorten an. Darunter Salate, verschiedene Kohlsorten, wärmeliebende Gemüse wie Tomaten, Paprika und Auberginen in einem Folienhaus und auch ein paar mehrjährige Kulturen wie Grünspargel und Artischocken kommen auf das Feld. Ich möchte auch kurz erwähnen, dass der Market Garden in ein größeres und vielfältigeres System regenerativer Landwirtschaft eingebettet ist. Auf der Fläche befindet sich seit 2011 ein Agroforstsystem, das kontinuierlich weiterentwickelt wird. Ab Sommer werden auch Hühner auf den Grünstreifen zwischen den Gehölzreihen grasen. Ihr Zuhause werden sie in einem Hühnermobil haben. Geerntet wird ab Mitte Mai. Ernte und Verkauf wurden nun an einen externen Vermarkter übergeben.
Gefördert von der Deutschen Postcode-Lotterie und unterstützt von der Bürgerstiftung Pfalz.
Und hier können Sie das Projekt direkt unterstützen.