Rund 30 Teilnehmer einer Ausbildungsgruppe waren am 22. September zu Gast bei der Stiftung Lebensraum, um in der Praxis zu erleben, wie regenerative Bodenbewirtschaftung funktionieren kann. Die Exkursion war Teil einer 10-tägigen Ausbildung zum Permakultur-Designer, des sogenannten 72-Stunden-Kurses. Auf dem Hengstbacherhof, dem Sitz der Stiftung, stellte der Vorsitzende Joachim Böttcher zunächst einige Innovationen vor, die dort entstanden oder gerade im Aufbau sind. So die Pflanzenkläranlage mit besonderen hohem Reinigungsgrad, die dort seit Jahren mit geringstem Energieaufwand ihren Dienst versieht und aus Grauwasser bestes Pflegewasser bereit stellt. Mit diesem Wasser wird u.a. die neue Agroforstanlage bewässert, eine Kombination aus Bäumen und Sträuchern mit Getreide, Wiesenflächen und Gemüsebeeten. “Agroforstsysteme können eine Art Lebensversicherung in Zeiten großer Trockenheit und extremer Wetterlagen werden”, erklärte Joachim Böttcher. Ein weiterer Höhepunkt war die Terra-Preta-Produktionsanlage, mit der es vor rund 10 Jahren erstmals gelang, die hochfruchtbare Schwarzerde antiker Indiokulturen im industriellen Maßstab herzustellen.
Zweite Station der Exkursion war der Karlforsterhof, wo Armin Meitzler, Vorstandsmitglied der Stiftung Lebensraum, sein System regenerativer Landwirtschaft erläuterte. Ganzjährige Begrünung mit Zwischen- und Untersaaten, vielfältige Fruchtfolge, Einsatz von Pflanzenkohle und Mikroorganismen und schonende Bodenbearbeitung. Das alles trägt dazu bei, auf seinem Biohof Hektarerträge zu erzielen, die mit denen konventioneller Höfe vergleichbar sind. Gleichzeitig zeigte er einige Böden, in die der Spaten kaum eindringen konnte, weil die extreme Trockenheit auf den schlechteren Flächen ihre Spuren hinterlassen hatten.
Dritte und letzte Station war dann das “Gartenreich”, ein Bürgergartenprojekt in der Initiative Essbares Bad Kreuznach. Neben dem Konzept der Beete und Pflanzungen erläuterten Katrin und Andreas Görner, beide ebenfalls Mitgründer der Stiftung Lebensraum, vor allem die sozialen Aspekte eines solchen rein ehrenamtlichen Projektes. Wie verständigen sich Bürger auf ein gemeinsames Vorhaben, wie organisieren sie die Arbeitseinsätze zum Pflanzen und Ernten und vor allem auch die Gießpläne in extrem heissen Sommer, wie wir sie die letzten beiden Jahre erlebt haben.
Alles in allem ein abwechslungsreicher und sehr informativer Tag, wie viele der Teilnehmer und auch Ausbildungsleiter Harald Wedig betonten.
“Permis” wie sich die Permultur-Aktivisten mit einer Prise Selbstironie nennen, sind heute in einem weltweiten Kooperationsnetzwerk verbunden. Permaculture ist die Verkürzung der beiden Begriffe permanent agriculture, was soviel wie dauerhafte Landwirtschaft bedeutet. Welche fruchtbaren Folgen ihre Ideen einmal haben würden, das haben sich die beiden “Väter der Permakultur” Bill Mollison und David Holmgren im Asutralien der 1980-ger Jahre sicher nicht ausmalen können.
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