CO2-Zertifikate – moderner Ablasshandel?

Um 1.500 nach Christus blühte der Ablasshandel der katholischen Kirche. “Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt”, unter diesem Motto zogen Tetzel und andere Prediger im Auftrag des Mainzer Erzbischofs und seiner Kollegen durch die Lande. Und heute – ist der Handel mit CO2-Zertifikaten nicht das gleiche in Grün, nämlich sich freikaufen und mit guten Gewissen weiter sündigen?

Dieser Frage geht hr2 “Der Tag” zur Eröffnung der Weltklimakonferenz in Madrid nach. Mit dabei im Interview ist Joachim Böttcher, der Vorsitzende der Stiftung Lebensraum. Als einer der “Wiederentdecker” der historischen Terra Preta de Indio, die große Mengen CO2 in fruchtbare Erde umwandeln konnte, erklärt er in der Sendung, wie die Humusprämien der Stiftung die vielgescholtenen Bauern unterstützen, aktiv zur Lösung der Klimakrise beizutragen. Nur 1% mehr Humusgehalt in deutschen Äckern kann bis zu 50 Tonnen CO2 dauerhaft speichern, hochgerechnet auf die gesamten landwirtschaftlichen Flächen in unserem Land entspricht das dem gesamten CO2 unserer Wirtschaft, des Verkehrs und der Privathaushalte in einem ganzen Jahr. Derzeit weisen die Äcker Humusgehalte zwischen 2 und 4 % auf, Tendenz sinkend. 5 bis 7 % sind in unseren Breiten absolut realistisch. Viele Fachleute gehen sogar von 15 bis 20% aus, dafür fehlen bisher die Daten. Auf jeden Fall könnten wir  mit Humusaufbau die gesamten deutschen Klimagase für die nächsten 5 Jahre im Boden binden. So viel leistet keine technische Lösung. Und gesunde Böden, die resistent gegen Starkregen und Trockenheit sind und nahrhafte Lebensmittel liefern, die gibt es obendrein.

Hier können Sie die Sendung hören