Regenerativ im eigenen Garten

Die Gartensaison beginnt und in Corona-Zeiten wollen immer mehr Menschen selbst gärtnern. In unserer Stiftung geht es meist um die regenerative Landwirtschaft auf großen Flächen, die Prinzipien und Techniken können aber auch auf kleinem Raum im heimischen Garten angewendet werden. Heute stellen wir dazu die “No Dig”-Methode vor, die in den letzten Jahren von dem erfahrenen englischen Gemüsegärtner Charles Dowding populär gemacht wurde. No Dig bedeutet zunächst einmal, den Boden nicht umgraben. Der Boden der Gemüsebeete bleibt unangetastet und die biologischen Prozesse können ungestört ablaufen. Wozu ist das gut? Die oberen 30 Zentimeter des Bodens, der sogenannte Mutterboden ist die fruchtbare und sehr empfindliche Schicht, von der unser aller Leben abhängt. Die obersten Zentimeter haben meist ein aerobes Milieu mit hohem Sauerstoffanteil, je tiefer es geht, desto weniger Sauerstoff ist vorhanden und wir sprechen vom anaeroben Milieu. Die vielen Lebewesen im Boden sind jeweils besonders gut in ein Milieu angepasst, Bakterien, Pilze, größere Lebewesen wie Regenwürmer oder Asseln, sie alle haben haben ihre Bodenschicht mit den passenden Bedingungen. Wenn nun in jedem Herbst der Oberboden umgegraben wird, werden diese Milieus durcheinandergemischt, Sauerstoffgehalt, ph-Wert, Wasseranteil und viele andere Faktoren verändern sich und viele der Bodenlebewesen sterben. Danach dauert es lange, bis diese Milliarden von Lebewesen die Bedingungen für ihre Existenz wieder ins Gleichgewicht gebracht haben, in dieser Zeit können sie wenig zur Fruchtbarkeit im Boden beitragen, unsere schönen Gemüsepflanzen kümmern vor sich hin.

So weit, so gut. Aber was ist mit dem Unkraut werden viele Gartenneulinge fragen, die etwas härter Gesottenen werden es Beikräuter nennen. Und genau da wird es spannend, zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass wir mit Hacken und Umgraben das Unkraut erst richtig aktivieren, denn das meiste davon liegt in Wartestellung im Boden. Erst wenn wir es nach oben bringen, erwacht es zum Leben und viele andere Unkräuter werden durch die Teilung beim Graben erst so richtig munter. Das alles können wir vermeiden, aber das reicht nicht. Charles Dowding hat No Dig nicht erfunden, aber er hat es perfektioniert. Auf die Beete wird im ersten Jahr eine 12 bis 15 cm dicke Kompostschicht aufgetragen, Saatgut und Setzlinge werden in den Kompost gesetzt. Das bedeutet, der größte Teil vieler Pflanzen wächst im Kompost und nur die Wurzelspitzen gehen in den Mutterboden. Vor allem aber verhindert die dicke Kompostschicht das Keimen und Wachsen der Unkräuter und die, die es dennoch nach oben schaffen, können leicht ausgezupft werden. Zusätzlich werden die Wege zwischen den Beeten mit fein gehäckseltem Baum- und Heckenschnitt ein paar Zentimeter dick gemulcht. Falls im Moment noch Gras auf den Wegen wächst, dann unbedingt zuerst Karton auslegen und darauf das Häckselgut streuen.

Und woher kriege ich den ganzen Kompost und das Häckselmaterial? Das ist eine berechtigte Frage, natürlich kann man sich beides anliefern lassen und das kann absolut ok sein, besonders zu Beginn. Aber es kostet Geld, verbraucht Energie und vermindert so den Grad der Nachhaltigkeit. No Dig eignet sich besonders für GärtnerInnen, die neben ihrem Gemüsegarten noch eine größere allgemeine Gartenfläche haben mit Rasen, Bäumen und Sträuchern. Diese Flächen liefern dann alle Zutaten für den eigenen Kompost und das Häckselmaterial. Und davon braucht man schon eine ganze Menge. Kleines Rechenbeispiel, wer 50 Quadratmeter reine Beetfläche hat, der braucht im ersten Jahr etwa 7,5 Kubikmeter Kompost. In den Folgejahren sind es imme rnoch je 2,5 Kubikmeter Kompost. Das ist keine Kleinigkeit und kann nicht mal eben in die Gartenecke geworfen werden, gleiches gilt für das Häckselmaterial. Hier braucht es eine gut geplante und umgesetzte Kompostmiete mit einer Fläche von etwa 3 Quadratmetern und einer Höhe von mindesten 1,20 Meter, am besten überdacht.

No Dig ist eine bewusste Entscheidung für eine andere Art zu gärtnern, das macht Arbeit, aber es spart auch viel Arbeit und vor allem, es beschert reichhaltige, leckere Ernten übers ganze Jahr. Wer jetzt Lust auf mehr bekommen hat, dem empfehlen wir die Webseite und die Bücher von Charles Dowding, das meiste davon in englischer Sprache. Oder kontaktiert uns, wir geben gerne einige nützliche Hinweise.